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Wichtige Informationen bezüglich der Qualität von Messungen (Angaben zur Messunsicherheit)

 

Referenzbereich, therapeutischer Bereich und Entscheidungsgrenzen

Der Referenzbereich einer Messgröße ist das Resultat einer statistischen Auswertung der Messergebnisse einer Referenzpopulation. In der Regel wird hierzu die jeweilige Messgröße bei gesunden Probanden gemessen und das 95 %-Referenzintervall dieser Population angegeben. Das bedeutet, dass bei 95 % der Probanden Werte gemessen wurden, die innerhalb dieses Referenzintervalls liegen. Dementsprechend liegen 5 % der gefundenen Werte bei den gesunden Probanden außerhalb dieses definierten Referenzbereiches. Daraus folgt, dass ein Messwert außerhalb des Referenzbereiches nicht automatisch als Anzeichen für das Vorliegen einer bestimmten Erkrankung gewertet werden kann.

Bei vielen Referenzbereichen gibt es Überlappungen mit den Werten, die bei Kranken erhalten werden. Die Messwerte bei verschiedenen Erkrankungen hängen z. B. von Art, Stadium, Schwere und Behandlung der jeweiligen Erkrankung ab. Um eine optimale Trennung zwischen Gesunden und Kranken zu erhalten bzw. bei Erkrankungen eine medizinisch möglichst gute Einschätzung des aktuellen Status zu erhalten, benötigt man deshalb für eine medizinische Fragestellung gegebenenfalls auch spezielle Referenzbereiche und Entscheidungsgrenzen.

Bei Medikamentengaben gelten häufig sogenannte therapeutische Bereiche, innerhalb derer ein Messwert zu einem bestimmten Abnahmezeitpunkt liegen sollte. In anderen Fällen werden auf der Grundlage von Untersuchungen Entscheidungsgrenzen ermittelt, die eine bessere Einordnung eines Krankheitsgeschehens ermöglichen.

Für Fragestellungen zu diesen Themenbereichen liegen zunehmend wissenschaftliche Untersuchungen vor. Zudem werden in den anerkannten nationalen und internationalen Leitlinien der wissenschaftlichen Fachgesellschaften Empfehlungen veröffentlicht.

Vielfach sind Referenzbereiche, therapeutische Bereiche oder Entscheidungsgrenzen alters- und geschlechtsabhängig, oder sie gelten nur für den verwendeten Test bzw. das Testsystem eines bestimmten Herstellers des diagnostischen Tests. Auch die ethnische und sozioökonomische Zusammensetzung einer Referenzpopulation kann die Verteilung von Messwerten in Referenz-populationen beeinflussen.

Die Weiterentwicklung der wissenschaftlich-medizinischen Erkenntnisse bedingt, dass  Referenzbereiche, therapeutische Bereiche und Entscheidungsgrenze einer kontinuierlichen Anpassung unterliegen. Sie sind von Labor zu Labor aufgrund unterschiedlich verwendeter Tests nicht übertragbar. Maßgeblich sind stets die zum Untersuchungszeitpunkt auf dem Befund dargestellten Bereiche und Werte.

Messunsicherheit und biologische Variabilität

Die Messunsicherheit beschreibt summarisch die Streuung von Messergebnissen, die dadurch entsteht, dass bei jedem einzelnen Prozess innerhalb eines Analysenganges gewisse Abweichungen auftreten können. Die Ermittlung der Streuung erfolgt durch die wiederholte Messung einer Probe und nachfolgender statistischer Auswertung mit Berechnung verschiedener Kenngrößen für die Messunsicherheit wie Mittelwert, Standardabweichung sowie Variationskoeffizient.

Neben dieser sogenannten analytischen Messunsicherheit gibt es weitere Einflussfaktoren auf den Messwert, die im Patienten selbst liegen und daher als biologische Variabilität bezeichnet werden. So haben beispielsweise der Ernährungszustand wie die Nüchternzeit (Zeitraum seit der letzten Nahrungsaufnahme in Stunden), Tageszeit, Alter, Geschlecht sowie körperliche Aktivität einen Einfluss auf die natürliche Schwankung vieler Analyte, die beim Menschen untersucht werden.

Bei der Auswahl geeigneter Laboruntersuchungsmethoden wird darauf geachtet, Testverfahren mit einer geringen Messunsicherheit zu verwenden. Orientierungspunkt sind dabei gegebenenfalls vorhandene Empfehlungen aus nationalen und internationalen Leitlinien wissenschaftlicher Fachgesellschaften sowie Vorgaben der geltenden Richtlinien der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen oder wissenschaftliche Studien. Im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften wird die analytische Messunsicherheit durch Maßnahmen der internen Qualitätssicherung (Kontrollprobenmessungen, statistische Auswertungen) und der externen Qualitätssicherung (Ringversuchsprogramme) kontinuierlich überwacht.